Besuch des polnischen Partnerlandkreises Pajęczno im Saalekreis
Am Donnerstag, dem 12. Mai begrüßte Landrat Hartmut Handschak (parteilos) eine sechsköpfige Delegation unseres Partnerlandkreises aus Pajęczno: „Die letzten Monate haben uns allen vor Augen geführt, wie wichtig es ist, als Partnerregionen füreinander dazu sein und diese Partnerschaft zu pflegen. Ich freue mich daher sehr, heute Landrat Gajęcki begrüßen zu dürfen und ihm zu dieser wunderbaren Jahreszeit unseren schönen Saalekreis in den kommenden Tagen zu zeigen.“
Gemeinsam nahmen mit Landrat Zbigniew Gajęcki die Vorsitzende des Kreistages Dorota Jaskóła sowie weitere Mitglieder des Kreistages an der Delegationsreise teil. Während ihres dreitägigen Besuches erhielten die Gäste einen Einblick in die Vielfalt der Landwirtschaft im Saalekreis.
Wie kann man junge Menschen für landwirtschaftliche Berufe begeistern und was gehört alles zur Ausbildung? Beim ersten Delegationstermin am Freitag stellte sich Geschäftsführer Jens Schinol das Bildungszentrum für Land- und Hauswirtschaft Bad Dürrenberg e.V. vor, das seit über 30 Jahren berufliche Rehabilitation anbietet. Jugendliche, ob mit einer Lernbehinderung, körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen soll im Rahmen ihrer Ausbildung in vertrauensvoller Zusammenarbeit eine dauerhafte berufliche und gesellschaftliche Integration ins Arbeitsleben ermöglicht werden. Zu den angebotenen Ausbildungen gehören neben landwirtschaftlichen Berufen wie Land- und Pferdewirt oder Gartenbau auch handwerkliche, kaufmännische und hauswirtschaftliche Ausbildungsberufe aus. Die Gäste zeigten großes Interesse an dem ganzheitlichen Ausbildungskonzept. Für die verschiedenen Ausbildungsberufe stehen den jungen Erwachsenen über 20 Hektar Weidefläche, ein Hotel mit Gastronomie, verschiedene Werkstätten, ein Pferdehof sowie ein Internat und gesundheitliche Präventionsarbeit mit Sport und therapeutischen Maßnahmen zur Verfügung.
Beim Besuch der Agrargenossenschaft Bad Dürrenberg e.G. erhielten die polnischen Gäste durch den Geschäftsführer Matthias Ulrich einen Einblick in die Vielfalt landwirtschaftlicher Produkte aus unserer Region. Er berichtete, dass in ihrem Bauernladen Eier aus der eigenen Boden- und Freilandhaltung sowie Rindfleisch in Bioland-Qualität von den eigenen Charolais-Rindern, die in den Sommermonaten in den Saaleauen grasen, anbietet. Des Weiteren betreibt die Genossenschaft in 36 Gemeinden Feldwirtschaft mit u.a. Winterweizen, Ölfrüchten wie Winterraps und Sonnenblumen, Speisekartoffeln oder Feinsämereien.
Von der Qualität der selbsthergestellten Produkte konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation im Landwirtschaftsbetrieb und Hofladen von Christian Schaaf in Wallendorf überzeugen. Der Landwirt stellt seine Wurst- und Fleischprodukte aus den eigenen Rindern und Schweinen her.
Welche Bedeutung die Landwirtschaft rund um Wallendorf und Zöschen historisch hat, erfuhren die Gäste bei einer Kutschfahrt durch die Ortschaften, entlang von Wiesen und Feldern.
Der zweite Delegationstag führte die Besucherinnen und Besucher in die Region rund um Querfurt. Norbert Wünsch, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Weißenschirmbach e.G. informierte über nachhaltige Landwirtschaft. Zahlreiche Ackerflächen der Genossenschaft befinden sich in Schutzgebieten. Im Flora-Fauna-Habitat „Schmoner Busch, Spielberger Höhe und Elsloch südlich Querfurt“ wachsen auf 10 Hektar Acker seltene Pflanzenarten neben Getreidebeständen. Weitere Standbeine der Agrargenossenschaft sind die Milchkuhhaltung mit 550 Kühen sowie der Betrieb von Biogasanlagen.
Zu jeder Reise in und um Querfurt gehört natürlich ein Besuch der Burganlage. Burgmanager Christian Linke machte mit den polnischen Gästen im Rahmen seiner Führung eine Zeitreise ins Mittelalter und informierte ebenso welche Rolle die größte Burg Mitteldeutschlands in der Gegenwart für die Region hat als touristischer Leuchtturm, Veranstaltungsort und FilmBurg.
Neben der konventionellen Landwirtschaft hat der Weinbau eine jahrhundertlange Tradition in der Region Saale-Unstrut. Beim ortsansässigen Weingut Thürkind erfuhren die Gäste welche Rebsorten wie Kerner, Grauburgunder und natürlich Müller-Thurgau angebaut werden und wie aus den Trauben von der Lese bis zur Abfüllung Rot- und Weißwein wird.
Bevor die polnische Delegation am Sonntag die Heimreise antrat, besuchte sie die Gedenkstätte KZ-Außenstelle in Zöschen. Häftlinge des Arbeitserziehungslagers wurden von hier aus zur Zwangsarbeit u.a. in den Leuna- und Buna-Werken eingesetzt.
Die Partnerschaft zwischen dem Saalekreis und dem Landkreis Pajęczno wurde 2004 urkundlich besiegelt. Seitdem finden regelmäßig partnerschaftliche Besuche statt.
Im Herbst dieses Jahres erfolgt der nächste Besuch eines Partnerlandkreises mit dem Rhein-Pfalz-Kreis.
Foto: Beim Besuch des Bildungszentrums für Land- und Hauswirtschaft Bad Dürrenberg e.V. hatten die polnischen Gäste um Landrat Zbigniew Gajęcki (Mitte links, blaues T-Shirt und Brille) nicht nur viel Spaß, sondern zeigten auch großes Interesse an dem Ausbildungskonzept.
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